Die Ausbildung in Europa erfordert generell eine Menge Freizeit. Für den Theorieunterricht besteht Anwesenheitspflicht in der Flugschule, und damit verbrauchen Sie nicht nur viele Stunden, in denen vorgetragen wird, was sowieso in den Büchern steht, sondern auch eine Menge Zeit für die An- und Abfahrt.
Es gibt zwar auch die Alternative eines Fernlehrganges für die Theorie, aber der Zeitaufwand ist dabei nicht wesentlich geringer, denn neben dem großen Umfang der deutschen Theorie ist am Ende des Fernlehrganges ein ergänzender Nahunterricht vorgesehen.
Auch ist das Wetter in Deutschland selten über einen längeren Zeitraum zum Fliegen geeignet. Zudem werden fast alle Flugplätze nach Sonnenuntergang oder sogar deutlich früher geschlossen, sodass die Zeit für den praktischen Unterricht recht begrenzt ist.
In den USA sind die Flugplätze täglich 24 Stunden geöffnet. Ladegebühren sind weitestgehend unbekannt, zudem kostet das Flugbenzin nicht einmal halb so viel wie in Deutschland. Nicht ohne Grund führt daher auch die Flugschule der Lufthansa einen großen Teil der praktischen Ausbildung in den USA durch.
Ganz besonders interessant ist die Instrumentenflugausbildung in den USA: Sie können nicht nur die Theorie bequem zu Hause lernen, sondern auch einen großen Teil des praktischen Unterrichtes (25 von 40 Stunden) mit Ihrem eigenen oder gecharterten Flugzeug fliegen, und das auch größtenteils ohne Fluglehrer. Es genügt ein Sicherheitspilot, der berechtigt ist, das Flugzeug zu fliegen. Dieser Sicherheitspilot benötigt weder Instrumentenflug- noch Lehrberechtigung. Seine Unterschrift im Logbuch des Übenden genügt, und diese Übungsstunden werden von der amerikanischen Luftfahrtbehörde anerkannt, gleichgültig in welchem Lande die Flüge stattgefunden haben oder wo das Flugzeug registriert war.
Wenn Sie allerdings in Europa Linienpilot werden wollen, ist eine Berufsausbildung in einer hiesigen Flugschule die schnellste, wenn auch nicht unbedingt die kostengünstigste Lösung, ins Cockpit eines Verkehrsflugzeuges zu kommen. Mit einer ausländischen Linienpilotenlizenz können Sie in Deutschland nur dann beruflich fliegen, wenn Sie entweder viele Stunden im Ausland als Linienpilot gearbeitet haben oder, abgesehen von der Privatpilotenlizenz, alle Stufen der Ausbildung noch einmal in Deutschland durchlaufen.
Nebenbei ist zu bemerken, dass die Ausbildung einer Verkehrsfliegerschule voll und ganz auf die Belange der Verkehrsluftfahrt zugeschnitten ist. Ein kleines Reisflugzeug zu beherrschen wird in dieser Art der Ausbildung sehr stiefmütterlich behandelt.
Eine Flugschule mit einem bekannten Namen ist nicht unbedingt ein Garant für eine effiziente Ausbildung. Viel wichtiger ist der Lehrer, dem Sie zugeteilt werden.
Denken Sie daran, dass Sie der Kunde sind. Sollten Sie also mit Ihrem Lehrer nicht zufrieden sein, verlangen Sie einen anderen.
So ist hin und wieder Vorsicht geboten bei ehemaligen Linienpiloten. Diese Spezies wurde während ihres Berufslebens auf Checks und Briefings gedrillt und überträgt diese im Linienbetrieb sinnvollen Abläufe auch auf Kleinflugzeuge. Dort sind diese vielen Checks meist unnötig und belasten den Novizen in völlig unsinniger Weise.
Auf der anderen Seite ist ein koordiniertes Betätigen von Seiten- und Querruder im Linienflugzeug nicht erforderlich, da diese Koordination in den meinsten Fällen vom Rechner des Flugzeuges übenommen wird.
So können diese Ex-Linienpiloten meist nicht besonders gut mit Kleinflugzeugen umgehen und meiden Flugzustände wie Überziehen und Trudeln. Letztere zu beherrschen ist jedoch unbedingt notwendig, wie viele Trudelunfälle zeigen.
Auch sind viele Fluglehrer (speziell in den USA) noch recht unerfahren: Für die Linienpilotenlizenz verlangt der dortige Gesetzgeber 1500 Stunden Flugerfahrung. Bei Preisen von mehr als 100 Dollar pro Flugstunde kann sich das fast kein junger Mensch leisten.
Jedoch mit 300 Stunden kann man bereits als Fluglehrer arbeiten. So kann der frischgebackene Fluglehrer neben einem (wenn auch kleinen) Gehalt die restlichen 1200 Stunden sammeln, die Sie als Flugschüler bezahlen.
Da liegt natürlich auf der Hand, dass einem solchen Fluglehrer bisweilen mehr an Flugstunden gelegen ist als an Ihrer persönlichen Weiterbildung.
Die Flugschulen verfügen allgemein über recht unterschiedliche Flugzeuge mit unterschiedlichster Ausstattung. Welches Sie wählen, bleibt Ihnen überlassen.
Sofern Sie sich ein eigenes Flugzeug kaufen wollen, ist die Verwendung dieses Flugzeugtyps bereits bei der Schulung nicht unsinnig. Aber bedenken Sie:
Sie wollen erst einmal fliegen lernen. Dabei ist die Ausstattung des verwendeten Flugzeuges völlig nebensächlich. Verzichten Sie am besten auf „Glascockpits“, Einziehfahrwerke und sonstige Einbauten: Die machen die Bedienung eines Flugzeuges nur schwieriger. Das einfachste Gerät ist allgemein auch das billigste und -das ist der wichtige Punkt- dessen Beherrschung ist am schnellsten zu erlernen.
Wenn Sie später eine gewisse Routine des Fliegens erreicht haben, können Sie immer noch auf komplexere Maschinen umsteigen.
Übrigens: Falls Sie bereits eine amerikanische Pilotenlizenz besitzen, sollten Sie unbedingt die geltenden Bestimmungen lesen. Klicken Sie hier